Herausforderungen und Chancen bei der Ernte im Herbst: Lehren aus früheren Saisons
Jedes Anbaujahr ist einzigartig. Wir arbeiten im Freiland und jede Saison stellt den Anbauer vor besondere Herausforderungen in den Anbaubedingungen. Es ist entscheidend, aus den vergangenen Jahren zu lernen, um Risiken für die kommende Saison zu minimieren.
In den letzten zwei Jahren konnten wir spät säen und pflanzen, begünstigt durch überdurchschnittlich gute Wetterbedingungen im Herbst und Winter. Der letzte Herbst jedoch setzte noch einen drauf: Kartoffelparzellen blieben 2023 in einigen Regionen ungenutzt, und die Zuckerrübenernte fiel spät aus. Sobald sich die Möglichkeit bietet, ein hochwertiges Produkt einzufahren, sollte die Ernte daher sofort erfolgen.
In den meisten Regionen hat es mittlerweile ausreichend geregnet, sodass der Boden weich genug ist, um Schäden an Hackfrüchten zu vermeiden. Reifende Kartoffeln weisen einen recht hohen Stärke-Ertrag auf, was den Zeitpunkt für die Vernichtung des Restlaubs günstig macht. Es gilt, die Ernte nicht zu lange hinauszuzögern: Angesichts der hohen Kosten für Pflanzkartoffeln und Fungizide in diesem Jahr wäre es bedauerlich, wenn das Warten am Ende die Einbringung der Ernte unmöglich machen würde. Außerdem erhöht ein zu spätes Ernten das Risiko der Bodenverdichtung, besonders wenn die Ernte über längere Zeit unter nassen Bedingungen erfolgt. Diese Auswirkungen konnten wir in diesem Jahr bereits beobachten.
Spät gesäte Rüben und Kartoffeln nicht zu lange stehen lassen
Bis zum Spätsommer dieses Jahres gab es erhebliche Niederschläge, wodurch der Boden nach der Aussaat oder Pflanzung im Frühjahr oft nicht vollständig abtrocknen konnte, bevor der nächste Regen fiel. Staunässe verursachte Fäulnis und Sauerstoffmangel, was zahlreiche Schäden nach sich zog. Interessanterweise zeigte sich dieses Jahr, dass eine späte Aussaat und Pflanzung oft zu besserem Pflanzenwachstum und höheren Erträgen führten. Diese Regel gilt jedoch nicht für sehr spät gesäte Hackfrüchte. Insgesamt hebt sich das Jahr mit seiner außergewöhnlich langanhaltenden Feuchtigkeit vom Durchschnitt ab und hat die Frühkulturen in ihrer Bewurzelung stark beeinträchtigt. Sehr spät gepflanzte Kartoffeln erscheinen oberflächlich grün, aber ihre Erträge sind gering, und das Pflanzenwachstum kann die verlorene Zeit nicht mehr ausgleichen. Der Trend geht dahin, zum Beispiel spät gesäte Rüben und Kartoffeln lange stehen zu lassen – doch die Ernterisiken steigen. Nutzen Sie die arbeitsfähigen Tage aus!
Im Herbst besteht noch die Möglichkeit, flache Bodenverdichtungen (bis etwa 40 cm Tiefe) kurz vor der Aussaat von Wintergetreide zu lockern. Wichtig ist dabei, dass der Unterboden ausreichend trocken ist, um den Lockerungseffekt zu unterstützen. Der beste Zeitpunkt dafür liegt unter trockenen Bedingungen, gefolgt von einer tiefwurzelnden Kultur, um die Bodenstruktur nachhaltig zu verbessern. Es ist zu beachten, den Winterweizen nicht zu früh zu säen. Für eine frühe Profilkorrektur empfiehlt sich eher eine Zwischenfrucht. Die Aussaat des Winterweizens sollte bis mindestens Mitte Oktober abgewartet werden, um die Übertragung von Krankheiten wie Gelbrost, Septoria oder dem Gerstenvergilbungsvirus zu minimieren. Gerade die letzte Vegetationsperiode zeigte eindrücklich, dass längeres Warten sich auszahlen kann: In einigen Fällen erreichte der Sommerweizen vergleichbare oder sogar höhere Erträge als der früh gesäte Winterweizen.