Trockenheit beeinflusst Mineralisierung und Düngeplanung in der zweiten Vegetationshälfte
Anhaltende Trockenphasen beeinträchtigen das Pflanzenwachstum auf vielen Flächen, insbesondere auf leichten Böden ohne Bewässerungsmöglichkeit. Auch die mikrobielle Aktivität im Boden – und damit die Mineralisierung der organischen Substanz – wird deutlich gehemmt. Dies führt zu einer eingeschränkten Freisetzung pflanzenverfügbaren Stickstoffs (N), was bei der weiteren Düngeplanung berücksichtigt werden muss.
Düngeplanung unter trockenen Bedingungen
Die durch Trockenheit reduzierte Mineralisierung verringert kurzfristig die nachlieferbare Stickstoffmenge aus der organischen Bodensubstanz. Diese ist Bestandteil der Düngebedarfsermittlung nach Düngeverordnung (§ 4 DüV) und wird dort als „nachlieferbarer N aus dem Bodenvorrat“ berücksichtigt.
Gleichzeitig bedeutet ein verlangsamter Abbau der organischen Substanz, dass der gebundene Stickstoff im weiteren Jahresverlauf – bei ausreichender Feuchtigkeit – wieder mobilisiert werden kann. Diese Effekte können in die Dokumentation der Düngebedarfsermittlung einfließen, bieten jedoch keinen rechtlichen Spielraum für spekulative Düngung.
Empfehlung: nitrathaltige Dünger gezielt einsetzen
Um bei verminderter Mineralisierung kurzfristig Nährstoffe verfügbar zu machen, kann – sofern ein dokumentierter Düngebedarf vorliegt – ein nitrathaltiger Mineraldünger wie Kalkammonsalpeter (KAS) eingesetzt werden. Dieser wirkt schnell und sichert die N-Versorgung in kritischen Phasen der Vegetation.
Einflussfaktoren auf die Mineralisierung
Die Freisetzung von pflanzenverfügbarem Stickstoff aus organischer Bodensubstanz wird durch folgende Hauptfaktoren beeinflusst:
- Temperatur: Ab etwa 15 °C Bodentemperatur steigt die Mineralisierungsrate deutlich an.
- Bodenfeuchte: Eine ausgeglichene Wasserversorgung fördert die mikrobielle Aktivität. Bei Trockenheit kommt die Mineralisierung nahezu zum Erliegen.
- Sauerstoffverfügbarkeit: Eine gute Bodenbelüftung ist entscheidend. Bei Staunässe wird die Zersetzung gehemmt oder verläuft unter ungünstigen Bedingungen.
Diese Faktoren sind nur begrenzt steuerbar, aber durch angepasste Bewirtschaftung kann ihre Wirkung positiv beeinflusst werden.
Praktische Maßnahmen zur Förderung der Bodenaktivität
- Regelmäßige Zufuhr stabiler organischer Substanz (z. B. über Festmist, Kompost, Zwischenfrüchte)
- Erhalt und Förderung einer guten Bodenstruktur zur Sicherung der Wasserführung und Durchlüftung
- Vermeidung starker Verdichtung, insbesondere auf feuchten Böden
- Optimierung der Bearbeitung zur Förderung von Infiltration und Bodenatmung
Ein höherer Humusgehalt unterstützt die Erwärmung und Wasserhaltefähigkeit des Bodens. Diese Effekte wirken sich positiv auf die mikrobielle Aktivität und die langfristige Stickstoffnachlieferung aus.
Alle Düngegaben müssen den Vorgaben der Düngeverordnung entsprechen und in der Düngebedarfsermittlung schlüssig und nachvollziehbar dokumentiert sein. Schätzungen über künftige Mineralisierungsverläufe ersetzen keine fachlich und rechtlich gesicherte Planung.